Gastronomie Service AG Hauptschule Lohmar
Bonner Mittelstand ließ sich auf dem Drachenfels von originellen Ideen aus der Unternehmer-Praxis inspirieren. Das BonnSoir-Team gab zum vierten und diesem Jahr letzten Mal gemeinsam mit seinen Podiumsgästen Denkanstöße und Tipps, wie man Potenziale im eigenen Unternehmen finden und heben kann.
Bonn/Königswinter – Mit einer lebendigen Schilderung seiner eigenen Erfahrungen eröffnete Christoph Kappes, Inhaber der C. K. Erlebnisgastronomie Lohmar, die von Dr. Frank Überall moderierte Expertenrunde. Heute ist es nicht nur schwer für junge Menschen einen Ausbildungsplatz zu finden, sondern auch Unternehmen haben Probleme den passenden Azubi zu bekommen. Schülern fehlen oft alltagsnotwendige Grundkenntnisse; Unternehmen haben kaum Geduld und Zeit, den Nachwuchs aufzubauen, zu motivieren und zu integrieren. Christoph Kappes, selbst ein Kind der Hauptschule Lohmar, erkannte das Problem und entwickelte gemeinsam mit den Lehrern der Schule ein originelles Konzept. In einer AG lernen die Schüler alles rund um den Gastronomie-Service und dürfen als Abschluss das Erlernte im Rahmen einer Galaveranstaltung regionalen Multiplikatoren und Unternehmern präsentieren. Auf diesem Weg konnten Christoph Kappes und die Lehrer bereits einige Schüler in Ausbildungsplätze vermitteln und, so betont der pfiffige Unternehmer, „auch wir konnten davon profitieren, indem wir auf angenehme Art unsere eigenen Azubis finden“. Darum sieht er diese Projekte auch nicht als kurzfristige PR, sondern als langfristig angelegte Investition in die Zukunft.
Dies unterstreicht auch Margret Hoffmann, Lehrerin der Gemeinschaftshauptschule Lohmar, und ergänzt die Notwendigkeit solcher Aktivitäten, indem sie deutlich macht, wie wichtig solche Projekte auch in der Sekundärwirkung für das allgemeine Selbstbewusstsein der jungen Menschen sind. Direkte positive Resonanz in der Praxis gibt Stärke und damit erheblich bessere Chancen für zukünftige Bewerbungen. Leider, so bedauert die Pädagogin, ist es nicht immer einfach motivierte Schüler und Arbeitgeber zu finden. Umso deutlicher sieht sie auch die Rolle der Lehrer als Bindeglied zwischen Schüler und Unternehmen. So hat sie auch gemeinsam mit Ihren Kollegen am vom Land NRW initiierten Projekt „Go! to School“ teilgenommen. Hier werden Unternehmen in die Schulen geholt und Schüler dürfenden Fachleuten Unternehmenskonzepte mit detaillierten Businessplänen vorstellen. Den diesjährigen Sonderpreis erhielten dann auch gleich die „Glamour Girls“ der Hauptschule Lohmar mit ihrem ganzheitlichen Verwöhnstudio-Konzept.
Einen praxisnahen und ganzheitlichen Weg für mehr Erfolg im Mittelstand zeigte Oleg Cernavin, Geschäftsführender Gesellschafter der BC GmbH, Wiesbaden, den Gästen des Abends auf. In seinem Kurzvortrag über die Inhalte des Inqa-Mittelstand-Leitfadens (www.guter-mittelstand.de) skizzierte er die Eckpunkte erfolgreicher Unternehmensführung im Mittelstand, wie z. B. die Schwerpunkte Personalentwicklung und Organisation. Der von der Mittelstandshilfe Deutschland entwickelte Leitfaden soll Unternehmern zeigen, wie sie ihre Defizite erkennen und nicht ausgeschöpfte Potenziale heben können. Jedes Thema ist übersichtlich auf zwei Seiten zusammengefasst und bietet so eine schnelle Hilfe. Ergänzt durch einen Unternehmens-Check sowie einer Online-Praxishilfe ist es für jeden mittelständischen Unternehmer eine hervorragende Anleitung und bietet eine gut umsetzbare Systematik für den Alltag. Die Frage des Moderators Dr. Frank Überall nach Lösungen, falls trotz des Leitfadens Fehler passieren, konterte Oleg Cernavin lachend mit einem Plädoyer für Menschlichkeit im Unternehmensalltag „Nur wer Fehler macht, kann besser werden. Kein Unternehmer darf Angst vor Fehlern haben, er sollte nur keinen Fehler zwei Mal machen“, so Cernavin.
Christoph Kappes im Interview
Auch Steuerberater Konrad Linzbach, Geschäftsführender Partner der VRT Linzbach, Löcherbach und Partner, Bonn, lobte den Leitfaden und findet gerade im Bereich Personalentwicklung viele tolle Tipps und Anregungen für seinen eigenen Unternehmeralltag. Selbst ein Branchenseiteneinsteiger schwört er auf sein selbst entwickeltes Ausbildungs-System. Mindestens 1/3 der jährlich 6-7 freien Ausbildungsplätze bei der VRT werden von potenziellen Studenten besetzt. Nach der Ausbildung bleiben diese in Form eines Nebenjobs während des Studiums im Betrieb und erhalten so nach dem Examen die Möglichkeit, im Betrieb den Weg zum praxiserprobten Steuerberater weiter zu gehen. Dieses System hat sich so gut bewährt, dass inzwischen besonders geeignete Mitarbeiter Teilhaber oder sogar Partner wurden. Als weitere Maßnahme zur Unterstützung des Nachwuchses hat die VRT im Rahmen eines Projektes mit der Ursulinenschule in Bornheim Schüler dabei betreut und beraten ihre eigenen „Firma“ zu gründen. Das Resultat ist ein eigener Mittagstisch, den die Projektschüler in Form eines e.V. selbst organisieren, Personal rekrutieren, Kosten kalkulieren, Waren bestellen, die Buchhaltung machen und sogar externe Caterings anbieten.
Die aufgezeigten Projekte und Maßnahmen gaben Anlass zu einer angeregten Diskussion im Publikum. Und auch von dieser Seite kamen weitere spannende Geschichten und originelle Tipps. Dies und die hohe Teilnehmerzahl von über 220 mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern zeigten wieder einmal, dass BonnSoir die Interessen der geladenen Gäste getroffen hatte. Beim anschließenden Get Together diskutierten sie über die neuen Impulse zum Thema, knüpften Kontakte oder nutzten die Chance mit potenziellen Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern zu sprechen.
BonnSoir, das Mittelstandsnetzwerk Bonn/Rhein-Sieg e.V., 18. November 2008