Ein Gala-Dinner auf Probe

Schüler sammeln Berufserfahrung

Schüler sammeln Berufseindrücke

Welche Arbeitsbedingungen in der Gastronomie herrschen, das konnten 25 junge Lohmarer hautnah bei einem festlichen Abendessen erleben.

Lohmar – Da staunen die Gäste nicht schlecht: Der Weg in die Aula führt über einen roten Teppich durch ein Spalier von jungen Leuten, die freundlich grüßen und Sekt anbieten. Auch die Aula bietet ein einladendes Bild: Auf festlich gedeckten Tischen blinken Tafelsilber und Gläser. Die Stühle sind mit weißem Stoff überzogen. Blumengestecke, Tischkärtchen und Menükarten runden das Bild ab. 25 Schüler der Jahrgangsstufe 9 haben 50 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Schule zu einem Frühlingsdinner eingeladen.

Hektik am Herd

Mit weißen Blusen und roten Kellnerschürzen sehen die Schüler richtig professionell aus. Steh’ gerade, fordert ein Mädchen ihre Nachbarin auf, als gerade kein Gast in der Nähe ist. In Schloss Auel haben die Jugendlichen zuvor einen Grundkurs in Sachen Service absolviert. Spaß habe das schon gemacht, geben die Teilnehmer zu. Doch eigentlich haben die meisten andere
Berufsziele. Ich möchte Raumausstatterin werden, sagt Kim Dziambor. Arzthelferin ist der Traumberuf der 15-jährigen Yasmin Winkel. Während das Serviceteam die Gäste begrüßt, herrscht in der Küche Hektik. Ein Mädchen lässt sich von einem der Köche ihre Krawatte binden, während ihre Mitschüler aus dem Kochteam, alle mit Kochjacke und Mütze, konzentriert die Menüteller vorbereiten, die in langen Reihen auf einer Theke aufgereiht sind.
das Dinner ist der Höhepunkt eines Projektes, das auf Initiative von Brigitte Feist-Kalafate vom Amt für Kinder und Jugendliche gemeinsam mit dem Gastronom Christoph Kappes und den Lehrereinnen der Lohmarer Hauptschule entwickelt worden ist. Am Anfang haben die Schüler Kochbücher gewälzt und überlegt, was serviert werden soll, erinnert sich Feist-Kalafate. Koch Kappes hat diese Anregungen auf und ein Gourmetmenü kreiert.
Inzwischen nehmen die Gäste ihre Plätze ein. Noch drei Minuten ruft Kappes in den Küchenraum. Augenblicklich wird es ruhiger. Von welcher Seite serviere ich noch mal? fragt Yasmin. Während das Kochteam einen Teller nach dem anderen bestückt, macht sich das Serviceteam startklar. Dann geht’s los. Ich bin fast über meine Schüze gefallen, sagt ein Mädchen, als sie in die Küche zurückeilt. Doch von solchen Dingen bekommen die Gäste wenig mit, während die Vorspeise serviert wird: rosa gebratene Entenbrust, Riesengarnele auf Ratatouillegemüse, Fischklößchen auf Senf-Dillsauce.
Ich hatte zuerst Bedenken, dass die Profis machen und die Schüler daneben stehen, räumt Feist-Kalafate ein. Doch die Angst ist unbegründet. Das war klasse, die Schüler haben richtig mit gearbeitet und gekocht, berichtet Kappes. Von 9 bis 16 Uhr halfen sieben Schüler bei sämtlichen Vorbereitungen in seiner Küche. Der Chef einer Erlebnisgastronomie ist davon angetan: In denen steckt ganz viel drin, das muss man fördern. Kappes selbst, inzwischen Chef von 37 Mitarbeitern, hat nur den Hauptschulabschluss. Potenzial als Koch macht er bei einigen der Schüler aus: Mal gucken, wer sich bei uns bewirbt, sagt er.

Entstanden ist die Idee des Dinners in einem Gespräch zwischen Kappes und Feist-Kalafate. Ziel dieses berufsvorbereitenden Projektes ist es, den Schülern hautnah Erfahrungen in der Gastronomiebranche zu ermöglichen. Neben dem Koch und Serviceteam hat sich eine dritte Gruppe um die Dekoration des Raumes gekümmert. Bei dem Projekt werden die Organisatoren von vielen Sponsoren unterstützt, der nicht nur das gesamte Essen vorbereitet hat, sondern auch Geschirr und Mitarbeiter zur Verfügung stellt.

Berufswunsch Koch

Hauptspeise in 17 Minuten.- Erneut hallt die Stimme des Kochs durch die Küche. Während die Köche herumwuseln, albern die Schüler des Serviceteams. „Geht’ raus und fragt an Euren Tischen, ob alles gut ist, gibt Kappes das Kommando. Sofort schwärmen die Jugendlichen aus und kommen kurze Zeit später mit Lob überhäuft zurück.
Teller werden aufgestellt und kappes zeigt den Schülern, wie der Hauptgang, Kalbsrücken auf Pilzrahmsauce mit Williamskartoffeln und Marktgemüse, zu arrangieren ist. Während dessen rührt Johannes Müller vom Kochteam die Soße um. Er blickt ganz zufrieden. Ich will mal Koch werden, da ist der 16-jährige Jugendliche ganz sicher.

Von Elke Landschoof

Kölner Stadt-Anzeiger – Nr. 127
3. Juni 2008, Seite 38

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