Gerne im Geschäft mit dem guten Geschmack

Christoph Kappes tourt mit seiner Erlebnisgastronomie durch Land und Region

Lohmar – Stillstand scheint für Christoph Kappes Rückschritt zu sein. Deshalb ist er unermüdlich dabei, seine Firma „Christoph Kappes – Die Erlebnisgastronomie“ nach vorn zu bringen. Dieses Unternehmen, das von der Privatparty bis zum Betriebsfest mit bis zu 3000 Gästen Feiern arrangiert, hat der gelernte Koch und Metzger im Mai 1995 gegründet.. Damals war er gerade mal 25 Jahre alt. Getrödelt hat Kappes offenbar nie. Denn bis dahin hatte er sich in den Küchen namenhafter Kölner Hotels nach oben gearbeitet. Heute beschäftigt er selbst 42 Angestellte, sein Wirkungsfeld erstreckt sich inzwischen auf die gesamte Bundesrepublik.Nach einem Wochenende mit mehr als einem Dutzend Einsätzen hat er ein bisschen Luft, davon zu erzählen. Zum Beispiel von der Großveranstaltung mit hunderten Gästen im historischen Gemäuer. Kappes kreiert für solche Anlässe die Büfetts, dekoriert den Austragungsort, sorgt dafür, dass die Bewirtung der Gäste nicht zur schnöden Nahrungsverteilung gerät, sondern zum Erlebnis wird. Hier barock, da surrealistisch. Kappes will überraschen, will „Menschen glücklich machen“, wie er sagt. Strahlend fügt er hinzu: „Dann bin ich auch glücklich.“

Was er selbst nicht leisten kann oder will, lässt er Partner machen. Ob das nun die Buchbinderin ist, die Einladungen und Menükarten zu wahren Kunstwerken stilisiert, oder der Barkeeper, der mit eigener Tresenlandschaft und allen Ingredienzien anreist, die den Longdrink zum Cocktail adeln. Da ist Kappes überzeugter Netzwerker, vertraut auf die kreative Kraft des guten Teams.

Er „klaue viel mit den Augen“, gibt er zu. Die gespeicherte „Beute“ bringt er spätabends im Büro in seiner „Ideenschmiede“ ein, tüftelt neue Rezepte und Präsentationsformen aus. Zum Beispiel das Plexiglas-Serviertablett für ein paar Dutzend herzhafter Waffelhörnchen, in die keine Eiskugeln, sondern pikantes Fischmus gefüllt wird. Die Sonderanfertigung mit den Löchern zum Einstecken der Waffeln hat er in einem Lohmarer Betrieb in Auftrag gegeben. Möglichst keinen Kundenwunsch will der Erlebnisgastronom unerfüllt lassen, will Probleme originell lösen.

„Das würde ich ohne meine Frau und meine Mutter nie schaffen“, sagt der 39-Jährige. Magdalena Kappes, seine Mutter, kümmert sich um die Logistik, seine Frau Anja ist zuständig fürs Ambiente. Ein weites Feld, wie ein Blick ins Lager zeigt. Der Betrieb hat Geschirr und Besteck für bis zu 3000 Gäste, dazu Deko-Artikel en masse. Das reicht von Kandelabern zum Hängen und Stellen über Vasen bis hin zum weißen Tischgrill, der ausschaut wie ein überdimensionaler Blumentopf. Einer dieser neuen Trends in der Event-Gastronomie. Dazu gibt es mobile Thekenteile, deren satinierte Fronten auf Wunsch in allen Farben leuchten – Moderne Lichttechnik macht’s möglich.

Sieben Lastwagen gehören zum Fuhrpark. Mit ihnen wird alles zu den Einsatzorten gekarrt. Sieben Köche bereiten komplette Menüs zu, drei Auszubildende gehen ihnen zur Hand. Oberste Maxime: Alles wird aus frischen Lebensmitteln zubereitet. Eine weitere Besessenheit von Chefkoch Kappes, bestmögliche Qualität zu liefern.

Um die herstellen zu können, habe er seine „Broker“, sagt er. Der eine ist spezialisert auf exotische Zutaten wie Zuckerrohr, der andere fährt einmal pro Woche in die Martkhallen von Florenz und bringt frische italienische Kräuter und Gemüse mit. Wie Rucola. „Schmeckt viel intensiver als die hiesige Rauke“, schwärmt Kappes. Und erst der Rosmarin. „Wie der schon duftet!“ ergötzt sch der Chef bei der Riechprobe.

Über Umsätze mag der Geschäftsmann nicht reden, der das Unternehmen als reiner Familienbetrieb führt. Also nicht als GmbH. Kappes haftet mit seinem Vermögen. Er betrachtet die Firma nicht einzig als Geschäft, es ist Stück seines Lebens. Mittags sitzen die Familie und das Personal gemeinsam beim Essen, mittendrin die kleinen Söhne Oliver und Christian. Da wird der Geschmack der Azubis gebildet, nebenbei Tischmanieren und gepflegte Umgangsformen eingeübt. Auch Menschen mit Behinderungen gibt Kappes eine Chance, leitet sie an, freut sich, wenn sie sich um Team bewähren und wohlfühlen.

Im vergangenen Jahr probte er mit Lohmarer Hauptschülern ein Gala-Diner, ließ sie ihre frisch einstudierten Fertigkeiten am Herd und in Service beim Promi-Diner auf der Drachenburg in Königswinter ausprobieren. Beseelt von diesem Erlebnis und ausgestattet mit diesem Erlebnis und ausgestattet mit dieser öffentlichkeitswirksamen Referenz fanden 42 Jugendliche Lehrstellen. Nicht alle in der Gastronomie, aber immerhin. „Kleine Schritte mit großer Wirkung“ seien das, gibt sich Kappes bescheiden. Dass eine Fachjury bei der Agentur für Arbeit ihn in diesen Tagen zum „Ausbilder des Jahres“ wählte, freut ihn sehr.

Dann überlegt er schon wieder, wie er beim nächsten Büffet am besten die Mini-Martini-Creme mit Marzipan-Olive serviert. „Alles handgemacht!“ betont er und klickt sich nebenbei durch die Bilder vom Barockbüffet auf der Burg. Ein paar davon druckt er aus, klebt sie ins Fotoalbum. Auch das hat er zu Chefsache erklärt.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 29. Mai 2009, Seite 31